Alle sind dabei, ihre Lebensbereiche zu optimieren, ohne Unterlass. Optimierst du auch?
Dann hetzen alle vor Stress nur noch durch den Tag und sehen vor lauter anstehenden Tätigkeiten, Aufgaben und ToDos ihr Leben bald gar nicht mehr.
Zeit für einen Plausch zwischendurch? Warte kurz, da muss ich erst meinen Kalender zücken… Hach, das wollte ich schon längst mal ändern: mehr Zeit für Privates…
Na? Ertappt? Dann kannst du hier bei mir jetzt lesen, warum du sofort damit aufhören solltest, alles zu optimieren. Außerdem habe ich eine Idee für dich, wie du das angehen kannst, wenn du möchtest.
Podcast: Play in new window | Download
Subscribe: Apple Podcasts | RSS
Wie viel Stress darf es denn sein, bis du merkst, dass dir das nicht gut tut? Dass es endlich genug ist?
Ja, ich weiß, es gibt so vieles zu optimieren. Alles muss oder kann optimiert werden. Das eigene Umfeld, die Gesellschaft erwartet das ja geradezu von dir und mir:
- Die Beziehung: Sie soll ja nicht einfach nur bestehen bleiben, sondern es soll am besten jeden Tag ein Feuerwerk an Emotionen, super Sex und endlos tiefe Gesprächen geben.
- Der Job: erfolgreich zu sein (was auch immer das heißt) ist State of the Art. Also leg dich noch ein bisserl mehr ins Zeug bitte.
- Noch mal Job: ackere so lange und viel daran, bis du deine Erfüllung darin findest.
- Die Kinder nicht zu vergessen: bist du als Mutter wirklich gut genug?
- Dein Körper: Du hast es nicht geschafft, dir die Bikinifigur zu zaubern, dort ist es nicht nur nicht genug sondern auch deutlich zu viel. Zählst du schon zu den Veganern oder ernährst du dich schon nach dem Paläo-Prinzip?
- Die Fitness: Im Moment scheint es ja so, als würde sich jeder auf einen Marathon vorbereiten, die neuesten Fitnesskurse inhalieren oder zumindest auf 3000er Berge klettern – du noch nicht? Was ist da los?
- Wie schaut es aus mit deiner persönlichen Weiterentwicklung? Da lässt sich doch auch noch ein Schräubchen drehen, oder? Bist du schon gelassen genug? Entspannt genug? Spirituell genug?
- Und um noch eins drauf zu setzen: dein Stressverhalten, bzw. die Entspannung: hier gibt es, oh Wunder, auch noch Optimierungspotential?
Mag sein, dass ich es hier ein wenig übertrieben habe. Aber irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass wir alle in diesem Optimierungs-Hamsterrad festhängen.
Und ja klar, bevor die Entrüstung jetzt zu groß wird: Natürlich macht gesunde Ernährung, Bewegung, ein Job den man gerne macht und die persönliche Weiterentwicklung Sinn. Aber eben in Maßen und nicht in Massen. Eine gewisse Balance im Leben braucht es schon, aber es muss nicht alles super optimiert sein.
Und ich weiß, es gibt Menschen, die haben geradezu einen Lustgewinn, sich ständig zu optimieren. Sie haben aber dabei in der Regel positive Gefühle und fühlen sich nicht gehetzt und müde.
Aber da du hier noch immer liest, gehe ich davon aus, dass du nicht zu diesem Prozentsatz der Bevölkerung zählst. Ein ständiges Höher, Weiter, Schneller raubt uns Kraft und Energie. Der Fokus liegt ja nur darauf, was noch nicht so gut funktioniert anstatt auf den schönen Dingen, die schon so gut laufen.
Lenke deine Aufmerksamkeit auf die Dinge, die gut laufen
Ist es nicht fragwürdig, die ganze Energie und Kraft aufzuwenden, um immer die Defizite auszumerzen? Sollten wir damit wirklich unsere kostbare Zeit verbringen?
Sogar in den aktuell so geschätzten Erziehungsratgebern wird rauf und runter gepredigt: nimm dein Kind so an wie es ist! Stärke die Stärken und mache nicht aufmerksam auf die Schwächen.
Energy flows where attention goes!
Vergiss das nicht. Wenn die Aufmerksamkeit, deine Aufmerksamkeit immer auf die negativen Dinge und Defizite ausgerichtet ist, fließt dort auch deine Energie hin.
Wenn du immer dabei bist, zu optimieren und etwas zu verbessern, dann hast du doch gar keine Zeit, das wertzuschätzen, was du hast, oder?
Optimierst du nur, oder klopfst du dir auch mal auf die Schulter?
Klopfst du dir auch mal zur Abwechslung auf die Schulter und sagst: „Hey, das hast du jetzt aber gut hingekriegt“ Oder: „Hey, du hast alles gegeben, ich bin stolz“?
Ich wette nein, und wenn es jemand anderer tut, dann wirst du ihn wahrscheinlich müde anlächeln und es einfach nicht glauben.
Ich verrate dir jetzt ein kleines Geheimnis. Pssst… aber bitte, bitte, verrate es ja niemandem:
Du bist gut, genau so wie du bist!
Du bist einzigartig, großartig und liebenswert!
Dieser Optimierungswahn bringt uns nirgendwo hin. Obwohl, ich korrigiere, er bringt uns so sehr in Stress, dass bestimmt die körperlichen Symptome nicht lange auf sich warten lassen. Erschöpfung, Müdigkeit und Lustlosigkeit sind nur ein paar davon.
Eine Idee, den Optimierungswahn zu stoppen
Solltest du dich also jetzt ertappt fühlen, dann lies dir doch mal folgende Idee durch. Und wenn du Lust drauf hast, dann probiere es aus:
- Nimm dir ein Blatt Papier und einen Stift zur Hand und schreibe dir einfach mal alles auf, was dir in deinem Leben schon gelungen ist.
Und ein: Oh Mann, mir ist doch nichts gelungen… lass ich nicht gelten. Denn du hast wahrscheinlich einen Schulabschluss, wohnst unter einem Dach, hast etwas zu essen und einen Job im Idealfall auch. Also gibt es da schon so ein oder zwei Dinge, die du in deinem Leben geschafft hast. 😉
—————————————– - Schreib dir auf, was dir in der letzten Woche besonders gut gelungen ist.
Hast du bei einem Streit gelassen reagiert?
Hast du im Job eine Arbeit besonders gut erledigt?
Hast du dir ein Essen selbst gekocht mit frischen Zutaten?
Ein Buch fertig gelesen?
Einen Plan für Irgendwas gemacht?
Die Urlaubsfotos sortiert?
—————————————– - Ich bin mir sicher, du hast ein kleines, schönes Notizbüchlein für deine Gedanken. Falls nicht, dann nimm dir einfach ein paar Blätter Papier und leg sie neben dein Bett.
Jeden Abend, wenn du ins Bett fällst, überlegst du dir, was es ist, was heute richtig gut lief.Ich weiß, das ist manchmal gar nicht so leicht, denn da hat man das Gefühl, dass es ein Tag für den Mistkübel war. Aber dann denk noch eine Weile nach. Lass dir Zeit.
Vielleicht ist deine Frisur besonders schön?
Hast du jemanden angerufen, bei dem du dich schon längst einmal melden wolltest?
Vielleicht warst du pünktlich bei einem Termin?
Hast du etwas erledigt was du dir vorgenommen hast?
Hattest du ein schönes Gespräch mit deinem Partner?
—————————————–
Ich gebe dir ein Beispiel: Mir ist heute gut gelungen:
Im Supermarkt gelassen zu bleiben während meine beiden Kinder lauthals Käptn Sharky, der Schrecken der Meere zitiert haben und die anderen um uns herum irritiert geschaut haben. Ich habe an meinen Mann gedacht und ihm eine SMS mit ein paar lieben Worten gesendet. Ich habe mir für meine Kinder kreative Spiele einfallen lassen und diesen Beitrag geschrieben.
Mach diese Übung die nächsten 3 Wochen und schau dir an, was das mit dir macht. Es kostet dich am Abend nicht viel Zeit, aber es wird viel verändern.
Ich gehe jede Wette ein:
- du wirst Abstand nehmen vom Optimierungswahn
- du wirst glücklicher
- du siehst auf einmal, was du alles kannst und leistest
- du wirst besser schlafen
- dein Umfeld wird sich verändern
- du bist gut für deine Familie da
Wäre das nicht fein? Sollten wir also nicht lieber einmal die Fünf eine gerade Zahl sein lassen, früher aus dem Büro gehen, den Haushalt liegen lassen, den Schokokuchen genießen, entspannt neben dem Liebsten sitzen und die Ruhe genießen und so richtig albern mit den Kindern sein? Vor allem uns und unser Leben genießen?
Live the life you love!
Deine Katja
Ich freue mich darauf, in den Kommentaren mehr über deine Erfahrungen lesen.
[sc:Newsletter ]
Liebe Katja, herzlichen Dank für diesen tollen Beitrag. Ja, Du hast völlig Recht. Das trifft genau auch mich zu, dass ich momentan bis in die Puppen arbeite und mit meinem Tag eigentlich nie zufrieden bin. Mehr Gelasseneheit und bewußt werden, was ich täglich alles gut gemacht habe hilft da sicher. Ich werde die Übung abends jetzt schriftlich machen. Bisher nur In Gedanken, da bin ich aber meist sofort eingeschlafen. LG Marieluise von greens4kids
Liebe Marieluise,
schön, dass dir der Beitrag gefällt. Ich freue mich, dass du die Übung gleich ausprobieren wirst – du wirst sehen, was es bewirkt. 🙂
Alles Liebe,
Katja
PS: Tolle Seite! Ich stöbere schon 😉