Lieben was ist – Was wir von Byron Katie lernen können
Es ist wie es ist – Egal, ob du vor Freude tanzt, oder vor Wut auf den Boden stampfst…
Das war ein Satz, den mir mein Coach vor ein paar Jahren gesagt hatte, als ich ein Thema von mir bearbeitet hatte. Ich weiß nicht mehr, worum es ging, aber dieser Satz hat mich seither nicht mehr losgelassen. Ich habe damals schon geahnt, welche Freiheit er mir bringen wird.
Letztes Jahr bin ich dann eher zufällig über ein Event in Wien gestolpert: Byron Katie war dort einen Tag, um über The Work berichten. Eine Freundin von mir hatte schon gebucht und irgendwie hab ich mit diesem Satz: Lieben, was ist – sofort angedockt und mich mit angemeldet.
Ich denke mir: Wie friedlich muss es sein, wenn man annehmen kann, was ist? Wenn man aufhört, sich um Dinge zu drehen und Energie auf Dinge, Situationen oder andere Menschen zu vergeuden, an denen man nichts verändern kann.
Man kann also sagen, dass ich mich schon jetzt ein paar Jahre mit diesem Thema beschäftige und dabei enorm viel über mich und andere gelernt habe. Hauptsächlich über mich.
Denn ich war früher, glaub es oder nicht, eher der Opfer-Typ. Ich wusste es einfach nicht besser. Ich hab mich tagelang mit der Frage quälen können, ob ich beim letzten Telefonat freundlich genug war, was es heißt, dass ich bis jetzt keine Antwort habe und was die anderen verändern sollen, damit ich glücklich werden kann. Darin war ich echt Expertin. Ich glaube fast, niemand kann sich über solche Dinge mehr Gedanken machen als ich damals. 🙂
Dinge annehmen, akzeptieren was ist – ein schwerer Weg
Daher war der Weg, Dinge anzunehmen und zu akzeptieren was ist, wirklich kein leichter. Zumal ich ja nicht davon ausgegangen bin, dass ich mir selbst unnötig Stress und schlechte Gefühle verschaffe, so wie ich früher gelebt habe…
Letztes Jahr war ich dann eben wie gesagt bei dem Event von Byron Katie und habe dort live erlebt, welche Geschichten wir selbst erfinden und uns schlecht fühlen – und das, obwohl es nicht so sein müsste. Ich habe Byron Katie erlebt, wie sie mit TeilnehmerInnen gemeinsam Gedanken und Geschichten überprüft hat und die Frauen und Männer tatsächlich befreit hat. Unglaublich.
Ich selbst verwende ihre Technik, The Work, immer wieder und gehe meine Geschichten und Gedanken durch und erkenne immer wieder, wie viel einfach es auch gehen kann. Wie viel friedlicher, freudvoller und leichter.
Aber erst einmal vielleicht kurz zu Byron Katie – wer ist das?
Aus dem Bucheinband des Buchs Lieben was ist:
Im Alter von 43 Jahren war für Byron Katie eigentlich das Leben gelaufen. Jahrelang hatte sie unter schwersten Depressionen, übermäßigem Alkoholkonsum und paranoiden Schüben gelitten. Was sich dann ereignete, lässt sich logisch nicht erklären. Ohne Meditationserfahrung, ohne theoretische oder praktische spirituelle Schulung war Byron Katie eine Erfahrung zuteil geworden, um die sich spirituelle Sucher oft ein ihr ganzes Leben erfolglos bemühen: Sie hatte ein Erleuchtungserlebnis. Aus der Einsicht, die ihr zuteil wurde, formte sie ein außerordentlich einfaches System der Selbsterkenntnis, das aus vier Fragen besteht. Dieses System nannte sie „The Work“ und demonstrierte, wie seine Anwendung unsere Eigen- und Außenwahrnehmung völlig verändern kann. Grundsätzliche Negativmuster oder kleine Ärgernisse beginnen sich zu lösen. Die harte Schale des Egos bekommt Risse, wir können aufhören, Recht haben zu müssen, und ein nie gekanntes Gefühl von Freiheit stellt sich ein. Hunderttausende auf der ganzen Welt haben „The Work“ inzwischen über Seminare und Workshops kennengelernt und nutzen diese Technik im Alltag. Sie haben festgestellt: „the Work works“.
Das Buch hat Byron Katie mit ihrem Lebensgefährten Stephen Mitchell geschrieben. Hier stellt sie das Konzept, ihr Leben und ihr Selbsthilfesystem vor. Ich liebe das Buch, weil so viele Geschichten und Beispiele darin vorkommen, bei denen man immer wieder andocken kann. Ich werde es sicher nicht nur einmal lesen.
Ich habe im Podcast ja immer wieder über den Kreislauf gesprochen, dass unsere Gedanken unsere Gefühle beeinflussen und wir daraufhin uns verhalten, ein Ergebnis kreieren und darüber wieder so unsere Gedanken haben und so weiter und so fort.
Leiden ist eine freiwillige Entscheidung
Mit dem Ansatz „Lieben was ist“ entsteht eine völlig neue Denkweise. Du setzt genau bei deinen Gedanken an, und so verschwinden Probleme. Sie tun es tatsächlich. Byron Katie sagt so schön:
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Was für ein Satz, oder? Ich sage ihn nochmal: „Leiden ist eine freiwillige Entscheidung!“
Der hat mich umgehauen. Wir selbst entscheiden durch unsere Gedanken (bewusst oder unbewusst), ob wir leiden oder nicht.
Ich leide, weil etwas passiert ist…
Ich leide, weil jemand etwas gesagt hat…
Ich leide, weil sich jemand sich so verhält…
Wichtig zu verstehen ist aber hier: Du leidest nicht, weil es passiert ist, sondern aufgrund deiner Gedanken! Deine Interpretation, deine Bewertungen, all das, was zwischen den Ohren dazu passiert, bestimmt, ob du leidest, oder eben nicht.
Nehmen wir an, jemand den wir gern haben, will nichts mehr mit uns zu tun haben. Und wir denken: „Er sollte sich entschuldigen, mir sagen, dass…“ Das schmerzt, oder? Natürlich tut es das, denn so lange ich gerne an der Realität (er hat sich von mir abgewendet) etwas ändern möchte, werde ich leiden. Meine Wunsch, meine Überzeugung, was sein sollte, steht total im Widerspruch mit dem, was gerade tatsächlich passiert.
Also immer, wenn sich solche Gedanken formen, wie „Die anderen sollten…“ oder „Ich sollte…“, fangen wir an, mit der Realität zu streiten. Und wie sagt Byron Katie so treffend (es ist eines meiner Lieblingszitate): „Wenn ich mit der Realität streite, kann ich nur verlieren – und das in jedem einzelnen Fall.“
Denk mal darüber nach. Ich finde es genial. Denn nein, es bedeutet nicht, mit allem einverstanden zu sein. Aber es bedeutet sehr wohl, nicht mehr dagegen anzukämpfen und verwirrt zu sein. Denn ja, das tut weh. Völlig klar. Wenn du aber anfängst, das zu lieben, was ist, also die Realität annimmst, wie sie ist, wirst du merken: es macht frei. So frei.
Als ich das begriffen habe, was das bedeutet, habe ich ehrlich gesagt, nicht verstanden, wieso mir das nicht schon viel, viel früher klar war. Denn es ist ja so logisch: Ich kann IMMER nur mich und meine Sichtweise ändern. Alles, was außerhalb meiner Kontrolle liegt, kann ich nicht ändern.
Nein, es ist nicht leicht. Man muss es üben, studieren, sich selbst immer wieder neu erforschen. Auch ich mach das immer wieder. Denn ja, auch ich habe diese „Er sollte aber jetzt…“ – Gedanken im Kopf.
Doch was passiert? Sobald ich denke, dass jemand etwas tun sollte, oder sich verändern sollte, schleicht sich schon im fast selben Moment eine Traurigkeit, Verletztheit ein. Oder kennst du das auch? Man ist verletzt. Man fühlt sich einsam. Das lösen diese Gedanken aus.
Byron Katie bringt eine wunderschöne Klarheit ins Spiel, indem sie deutlich macht, dass man in diesen Momenten immer im Leben der Anderen unterwegs ist. Immer, wenn ich denke, jemand sollte… befinde ich mich bei ihnen und nicht mehr bei mir.
Ein Zitat aus dem Buch, welches mir sehr gefällt, ist dieses hier:
„Wenn Sie Ihr Leben führen, und ich in Gedanken ebenfalls Ihr Leben führe, wer lebt dann meins? Wenn ich mich in Gedanken mit Ihren Angelegenheiten beschäftige, dann hält mich das davon ab, in meinem eigenen Leben anwesend zu sein. Ich bin getrennt von mir selbst. Und ich frage mich, warum mein Leben nicht funktioniert.“
Das bringt es einfach auf den Punkt.
Wenn da nicht die Geschichten wären
Was mir auch super gefällt und mich nicht mehr los lässt, ist der Satz:
„Ein Gedanke ist harmlos, solange wir ihm nicht glauben.“
Gedanken sind einfach da. Immer. Sie kommen und gehen, sie ziehen wieder weiter. Erst, wenn wir daran festhalten, drauf herum denken, und sie glauben, dass sie wahr sind, fängt das Drama an. Es entsteht eine Geschichte, eine Story, die wir erzählen. „Jetzt hat sie sich schon so lange nicht mehr bei mir gemeldet… ich hab sie bestimmt beleidigt… sie mag mich nicht mehr…“
„Er ist einfach aufgestanden und aus dem Raum gegangen, ohne etwas zu sagen… Ich hab es ja gewusst, er…“
Dazu passt wunderbar die Geschichte von Paul Watzlawick mit dem Hammer:
„Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat er die Eile nur vorgeschützt, und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. – Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie Ihren Hammer“.“
Meine Fragen an dich
Wer wärst du, ohne diese eine Geschichte, die du dir erzählst?
Wie würdest du dich ohne diese Geschichte fühlen?
Wie würdest du ohne diese Geschichte leben?
Ja, ich weiß, der Streit mit der Realität ist schmerzhaft. Aber letztlich sagt das, was ich über andere denke, immer mehr über mich selbst aus, als über die anderen. Drum prüfe deine Gedanken immer. Prüfe immer den Schmerz. Denn er sagt dir etwas über dich. Er gibt dir den Schlüssel zur Freiheit in die Hand. Dreh es einfach um und wende deine Geschichte auf dich selbst an.
Wenn du dir also zum Beispiel von deinem Partner mehr Zuneigung und Zärtlichkeit wünschst (was dein gutes Recht ist) und du dich ärgerst, weil er es nicht tut. Was sind deine Gedanken dazu? Wie verhältst du dich mit diesen Gedanken? Und was wärst du ohne sie? Wenn ich sage, wende diese Geschichte auf dich an, drehe die Aussage um. So könntest du zum Schluss kommen: „Ich gebe mir selbst mehr Zuneigung und mehr Zärtlichkeit.“ oder auch „Ich gebe ihm mehr Zuneigung und mehr Zärtlichkeit.“
Hierfür hat Byron Katie eben ein eigenes System entwickelt: „The Work“.
Es lohnt sich, dass du dich damit auseinandersetzt. Denn ich verspreche dir, es befreit!
Die vier Fragen kann ich dir hier schon einmal mitgeben, empfehle dir aber, dass du auf der Seite: thework.com vorbeischaust, oder ihr Buch: Lieben was ist, liest. Denn leicht ist es nicht und alleine am Anfang wirklich schwer.
Die vier Fragen sind Folgende:
- Ist das wahr?
- Kann ich wirklich sicher sein, dass es wahr ist?
- Wie reagiere ich auf diesen Gedanken?
- Wer wäre ich ohne diesen Gedanken
Dann folgt die Umkehrung
Ich würde mich freuen, wenn ich dich dazu inspirieren konnte, deinen Gedanken nicht mehr alles zu glauben und sie hier und da einmal zu hinterfragen und zu prüfen. Denn wenn du das tust, wartet Glück und Freiheit auf dich. Es lohnt sich!
Deine Katja
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