Erinnerst du dich noch an Anna? Ich habe dir bereits von ihr erzählt. Sie erlebt in ihrem Leben so großen Stress, dass sie nicht einmal mehr aufstehen mag.
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Anna hat nichts unternommen, um mit ihrer Mehrfachbelastung und mit ihrem Stress umzugehen.
Und heute….
Wenn wir sie heute fragen, wie es ihr geht, sagt sie sowas:
„Jede kleine Arbeit strengt mich so sehr an…“
„Ich bin völlig erschöpft, müde und möchte nur noch schlafen…“
„Ich vergesse all die Termine, kann mir nix mehr merken…“
„Es ist mir alles zu viel…“
Sie beschreibt ihren Alltag so, dass sie oft auf ihre Kinder aggressiv reagiert, wieder an ihren Nägeln kaut, zittert und schwitzt. Dass sie nicht gut schlafen kann, hat sich nicht verbessert – nachts kreisen ihre Gedanken. Und auch ihre körperlichen Beschwerden haben sich verschlimmert, ihr Magen und Darm spielen verrückt und sie hat vermehrt Herzklopfen.
Was meinst du? Hat Anna einen Burnout?
Was ist schon ein Burnout?
Ich gebe dir jetzt gleich zu Beginn ein paar Definitionen von Burnout, die ich gefunden habe.
Doch ich möchte auch gleich Vorweg sagen, dass es kein fest geschriebenes Krankheitsbild ist.
Der Verlauf ist sehr individuell und verläuft schleichend. Obwohl es viele Gemeinsamkeiten und Anzeichen gibt, die viele Betroffene bestätigen, werden Verlauf und Symptome unterschiedlich wahrgenommen.
Folgende Definitionen habe ich dir mitgebracht:
Burnout ist
„… ein Zustand physischer, emotionaler und mentaler Erschöpfung aufgrund langanhaltender Einbindung in emotional belastende Situationen.“ (Pines & Aronson)
„… ein Zustand der Ermüdung oder Frustration, herbeigeführt durch eine Suche, einen Lebensstil oder eine Beziehung, die nicht die erwartete Belohnung mit sich brachte.“ (Freudenberger & Richelson)
„… eine Erosion der Werte, der Würde, des Geistes und des Willens – eine Erosion der menschlichen Seele. Es ist ein Leiden, das sich schrittweise und ständig ausbreitet und Menschen in eine Abwärtsspirale zieht, aus der das Entkommen schwer ist.“ (Maslach & Leitner)
Das Problem am Burnout
Das Problem ist, dass es nicht messbar ist, wann ein Burnout eingetreten ist. Aber weißt du was? Es spielt auch überhaupt keine Rolle, ob du schon auf Stufe x des Modells y eines Burnout-Experten stehst.
Es geht darum, dass es deutliche Warnsignale deines Körpers gibt. Und dass du, wenn du betroffen bist, wahrscheinlich nicht mehr so leben willst. Du bemerkst, dass es dir schlechter geht und dass es für dich schwierig ist, selbst die einfachsten Alltagsdinge zu stemmen.
Das Problem am Burnout ist auch, dass es nach wie vor ein Tabuthema ist und vor allem Mütter scheinbar nicht betroffen sind. „Heh, nein, mir geht es gut. Es ist zwar stressig, aber das gehört dazu.“ Es gibt niemandem, mit dem man sich austauschen kann. Darüber, dass es einem nicht gut geht. Dass man verzweifelt, weil man sich das Leben so nicht vorgestellt hat.
Und wir Mütter selber? Also… pssst… komm mal näher… Also ich gestehe mir das doch selbst nicht so richtig ein. Dann würde ich doch als Mutter versagen. Also *räusperaufrichtunddurchschüttel*, das ist nur eine Phase. Die geht schon wieder vorbei. Was sollte ich denn auch groß tun?
Ich verrate dir heute ein Geheimnis: Du bist nicht allein. Und ja, du kannst etwas tun.
Solltest du im Moment das Gefühl haben, dass du Symptome eines Burnouts hast, oder dass du nicht mehr kannst, dann habe ich eine klare Empfehlung für dich: Hol dir Hilfe und Unterstützung. Am besten bei deinem Hausarzt, der dann weitere Schritte einleiten oder empfehlen kann.
Denn nicht immer sind wir in der Lage, uns selbst zu helfen und aus eigener Kraft da heraus zu kommen. Hierfür gibt es Ärzte, Therapeuten und Coaches.
Im Folgenden werde ich mich aber auf das konzentrieren, was du selbst erkennen und für dich tun kannst. Denn es muss nicht zu einem Burnout kommen. Also let’s go.
Die Waage im Ungleichgewicht
Dr. med. Volker Schmidel stellt dies mit dem Bild einer Waage dar. Er beschreibt den Burnout als Warnhinweise unseres Körpers. In der einen Waagschale gibt es die Belastungen und in der anderen die Ressourcen. Wenn diese Waage zu sehr ins Ungleichgewicht gerät, erscheinen die Symptome, die bei einem Burnout beschrieben werden.
Zu den wichtigsten Symptomen eines Burnouts gehören:
Körperliche Erschöpfung:
- Energiemangel, chronische Müdigkeit, Schwächegefühle
- Schlafstörungen
- Geschwächte Abwehrkräfte
- Psychosomatische Symptome (Kopf-, Rückenschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Herz-Kreislauf-Störungen)
- Reduzierte Libido, sexuelle Störungen
Emotionale Erschöpfung:
- Überdruss: alles ist zuviel
- Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Ausweglosigkeit
- Gefühl von innerer Leere, Abgestorbensein
Diese können wechseln mit:
- Reizbarkeit, Ärger, Schuldzuweisung
- Geistig mentaler Erschöpfung (Konzentrationsmängel, Vergesslichkeit, Verlust Kreativität, Negative Einstellung zur eigenen Person, zur Arbeit, zum Leben, Zynismus, Gedanken zur Sinnlosigkeit)
- Soziale Erschöpfung (Rückzug, das Gefühl, von anderen ausgesaugt zu werden, andere nerven einen, werden als Belastung erlebt, Verlust der Empathie, Depersonalisierung (andere werden nur noch als Fall oder Nummer behandelt))
Ich mag dieses Bild besonders gern. Denn ich glaube, wir haben alle ein gutes Bauchgefühl, welche der beiden Seiten gerade etwas schwerer wiegt, als die andere. Es zeigt auch, dass man mit kleinen Änderungen schon etwas für die eigene Balance tun kann.
Warum haben Mütter keinen Burnout?
Die Anzahl der Mütter, die von einem Burnout betroffen sind, steigt stetig. Es ist wohl eine seltsame Mischung aus hohen Ansprüchen, die wir Frauen an uns haben und an der Vielzahl der Belastungen, mit denen wir kämpfen.
Besonders fällt mir der Konkurrenzkampf auf und die Angst, als Frau und Mutter zu versagen.
Denn von Beginn des Mutterseins an schielen wir nach links und rechts, bekommen seltsame Ratschläge und bekommen jedenfalls ständig den Eindruck, alles falsch zu machen. Von „Was, du stillst nicht mehr / oder noch?“ über „Was? Dein Sohn krabbelt noch nicht?“ bis hin zu „Ohje, du willst drei Jahre in Elternzeit/Karenz gehen? Da ist deine Karriere aber im Eimer.“ und „Nach 6 Monaten wieder arbeiten? Aber du weißt eh, was das mit der Bindung zwischen dir und deinem Kind macht.“
In den Gesprächen mit meinen Kundinnen und mit vom Burnout betroffenen Müttern höre ich oft, dass sie keine Austauschmöglichkeit haben. Es ist immer noch ein Tabu-Thema und keine Mutter gibt zu, ihr Leben nicht mehr auf die Reihe zu kriegen. Ach was, das schaff ich schon. Andere schaffen es doch auch. Wieso soll ich das dann nicht auf die Reihe kriegen?
Look like a lady, act like a man, work like a dog.
Oder nicht?
Es ist leichter, das Kind daran zu hindern, in den Brunnen zu fallen, als es wieder herauszuholen
Der Weg von den alltäglichen Belastungen hin zu krank machendem Stress und letztlich Burnout ist kein geradliniger und auch keine Autobahn ohne Ausfahrten.
Jederzeit gibt es Kreuzungen, Abzweigungen, an denen wir uns entscheiden können, welchen Weg wir weiter gehen. Ich weiß, manche meiner Leserinnen möchten das vielleicht nicht gerne hören, aber wir selbst sind dafür verantwortlich, wie der Weg verläuft und wo er endet.
Vielleicht helfen dir die folgenden Fragen, um deinen Weg aus der Mehrfachbelastung zu nehmen:
- Wie habe ich selbst zu meiner momentanen Situation beigetragen?
- Wo beachte ich meine eigenen Grenzen nicht und überschreite sie?
- Worauf habe ich Einfluss und kann etwas ändern?
- Wie kann ich die Belastungen verringern?
- Wie kann ich abschalten?
- Was gibt mir Kraft und macht mir Spaß?
- Wie kann ich meine Gesundheit fördern?
Was auf dem Weg in den Burnout eine große Rolle spielt, sind unsere Glaubenssätze, unsere inneren Antreiber, unsere Persönlichkeitsausprägungen. Vielleicht findest du dich in folgenden Beschreibungen wieder?
Falls ja, dann schreibe dir die neue, deine zukünftige Betrachtungsweise am besten auf ein Blatt Papier und hänge es irgendwo auf, wo du es gut sehen kannst. Am besten jeden Tag. Präge dir diese neue Sichtweise gut ein.
Die Perfektionismus-Falle: Bei mir dürfen Fehler nicht vorkommen!
Ich werde es so gut machen, wie es mir möglich ist, ohne mich dabei zu verausgaben.
Getan ist besser als perfekt.
Manchmal darf ich Fünf auch gerade sein lassen.
Die Altruismus-Falle: Erst wenn es allen anderen gut geht, wenn ich es allen recht gemacht habe, komme ich dran.
Ich bin mir selbst wichtig. Nur wenn es mir gut geht, kann ich mich gut um andere kümmern. Daher achte ich gut auf meine Bedürfnisse und befriedige sie.
Die Zeitfalle: Schnell, schnell, es ist so vieles zu tun. Am besten mache ich ein paar Sachen gleichzeitig…
Ich nehme mir Zeit und mache nur eine Tätigkeit. Ich konzentriere mich auf Eines und mache so auch weniger Fehler.
Die Stark-Sein-Falle: Starke Menschen weinen nicht – ein echter Indianer kennt keinen Schmerz!
Im vertrauten Umfeld werde ich meine Gefühle zeigen. Nicht überall, aber dort ist es möglich.
Die Leistungs-Falle: Ich gebe alles, auch wenn ich nicht mehr kann, denn nur so bekomme ich Anerkennung!
Ich teile meine Kräfte gut ein und gebe bei den wirklich wichtigen Aufgaben Vollgas. Anerkennung werde ich mir selbst geben.
Die Humor-Falle: Das Leben ist schließlich kein Zuckerschlecken!
Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Such dir doch gleich mal bei YouTube ein Video raus, bei dem du herzhaft lachen kannst. Mein Tipp ist hier Michael Niavarani mit den Erziehungstipis. 😉
Falls du möchtest, dann hol dir gleich hier meine 10 Tipps für dich, um als Mutter nicht auszubrennen
Ja, diese Liste interessiert mich!
Mein Fazit – Meine Vision
Ich habe die Vision, dass es irgendwann möglich sein wird, dieses Thema öffentlich zu besprechen. Es soll möglich sein, dass Mütter über ihre längst überschrittenen Grenzen sprechen können, ohne sich selbst dabei zu verurteilen oder durch andere verurteilt zu werden.
Ich möchte es Frauen ermöglichen, schon etwas für sich zu tun, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Daher werde ich darüber aufklären, ab wann Stress und Mehrfachbelastung krank machen.
Außerdem möchte ich dir Tipps an die Hand geben, was du für dich tun kannst, damit es gar nicht erst zu einem Burnout kommt.
Den wichtigsten Schlüssel dafür halten wir selbst in der Hand. Ich habe einen in der Hand und *trommelwirbel* Ja, du auch. 🙂
Nimm dein Leben in die Hand. Lass dir helfen, wenn du selbst nicht so recht weißt, wie. Sorge gut für dich, damit du ein Leben leben kannst, das du liebst. Damit es dir nicht so geht, wie Anna, die nicht mehr aufstehen mag.
Beantworte die obigen Fragen für dich und gehe Schritt für Schritt einen Weg, in dem du die Hauptrolle spielst. Sei dir selbst wichtig, achte auf deine Grenzen und befriedige deine Bedürfnisse.
Dann hat du genug Kraft und Energie, um für andere gut da zu sein und erfolgreich im Berufsleben zu stehen. Mit mehr Leichtigkeit, mit mehr Lebensfreude, mehr Gelassenheit und Spaß.
Ja, auch ich kann den Stress nicht weg zaubern, aber ich kann dich ein Stück auf deinem Weg begleiten. Auf deinem Weg, um aus der Mehrfachbelastung eine Mehrfachfreude zu machen. Damit du gut mit dem Alltagsstress umgehen kannst.
Vielleicht in Dein ZeitRaum?
Oder im Rahmen eines persönlichen, auf dich zugeschnittenen Prozesses?
Denn das Geheimnis ist nicht, einmalig und kurzfristig etwas zu ändern und dich zu entspannen. Das Geheimnis ist, es dauerhaft zu tun.
Immer wieder inne zu halten und dich selbst zu fragen, wie es dir geht.
Nicht zu warten, bis die Kraft endgültig ausgegangen ist, sondern schon vorher eine Abzweigung auf dem Weg zu nehmen. Hin zu mehr Leichtigkeit, zu mehr Lebensfreude und mehr Kraft.
Jetzt interessiert mich brennend: Was wirst du ändern? Verrätst du es mir?
Live the life you love!
Deine Katja
PS: Falls du dir eine kleine Auszeit nehmen möchtest, um zu sehen, was du für dich tun kannst, dann melde dich bei mir. In einem kostenlosen, unverbindlichen Kennenlerngespräch besprechen wir deine Situation und sehen, ob ich dir weiterhelfen kann.
Auszeit buchen
Hallo Katja,
genau so erlebe ich das auch oft bei meinen Klientinnen. Ich kann dir da in jedem Punkt zustimmen!
Vor allem in die von dir aufgezählten Fallen, tappen viele Mütter leider all zu oft .
Liebe Grüße
Daniela
Danke liebe Daniela,
ja, ich glaube, es trifft auf sehr, sehr viele Frauen und Mütter zu. Ich hoffe, wir können etwas dazu beitragen, dass sie etwas für sich tun können. Ich mag deine Arbeit sehr! 🙂
Liebe Grüße zurück,
Katja
Liebe Katja,
ich habe oft das Gefühl, dass Prävention nicht so beliebt ist wie späteres Herumdoktorn. Und nicht nur bei Krankenkassen.
Um so wichtiger finde ich es, dass du dich diesem Thema widmest. Es sind nämlich nicht nur Alleinerziehende betroffen. Sie stehen bereits im Fokus. Für die anderen Frauen bist du jetzt da. Toll!
Ich habe bei der Bestseller-Autorin und Life-Coach Barbara Sher gelernt. Sie beschreibt Burn Out als „Over Worked and Under Valued“. Ich denke auch, dass die fehlende monetäre und emotionale Wertschätzung ein großes Problem ist.
Ich freue mich schon, mehr dazu zu lesen.
Sonnige Grüße aus Hamburg
-Astrid
Vielen Dank für deine Zeilen, liebe Astrid,
du sagst etwas sehr, sehr wichtiges: die fehlende Wertschätzung. Sowohl von außen, aber auch von von uns selbst.
Ich hoffe, ich kann einen Teil dazu beitragen, dass es nicht erst zum Burnout kommen muss.
Liebe Grüße,
Katja