Quälen dich auch manchmal solche Fragen:
Ist das Bedürfnis nach einer Pause normal? Was kann ich tun, wenn einfach alles zu viel wird?
Hier findest du meine Antwort, warum ich Pausen großartig finde und sie für sehr wichtig halte.
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Eine meiner Kundinnen saß bei mir im Coaching. Es war nicht die erste Stunde und dieses Mal wirkte sie sehr müde und frustriert. Sie hatte schwere Zeiten hinter sich, bzw. war mitten drin und gerade dabei, sich wieder aufzurappeln und sich auf sich selbst zu konzentrieren. Deshalb war sie zu mir gekommen. All die Enttäuschung und Wut, die Trauer und der Frust über die vergangenen Erlebnisse hatten noch nicht einmal ihren Platz gefunden, da gab es schon wieder so viel Neues zu tun: eigene Firma, Mann und Kinder, etc.. Einfach viel Stress.
Und immer die quälende Frage, wie es denn nun weiter gehen soll? Es waren bei ihr mehr Fragezeichen als Ausrufezeichen da.
Als ich sie dann in einer Stunde fragte, was es ist, das sie selbst im Moment bräuchte, was sie will, saß sie da und schwieg.
Nach einer Weile und einem tiefen Seufzer gestand sie mir:
Ich will eigentlich gar nichts.
Ich möchte nichts wissen von niemandem.
Nicht von meinen Kindern, nicht von meinem Mann.
Ich weiß, alle wollen ständig eine Entscheidung von mir, aber ich kann nicht… Es geht nicht.
Ich bin müde und ich weiß selbst nicht genau, was ich will.
Dann schwieg sie wieder. Gefolgt von einer Frage, die ich oft höre:
Ist das denn normal? Bin ich normal?
Und ich spürte ihre Sorge und Angst.
Eine andere Kundin kam ganz aufgelöst zu mir. In der ersten Stunde erzählte sie mir von all ihrem Stress. Es war viel zu tun im Job, dort fühlt sie sich aber nicht richtig aufgehoben. Sie hatte das Gefühl, von ihrem Vorgesetzten nicht genug Anerkennung zu bekommen. Im privaten sei soweit alles okay. Sie hat einen Freund, der sie sehr liebt und sie ihn auch. In letzter Zeit aber beschäftigte sie aber immer häufiger die Frage, wohin es in ihrem Leben überhaupt gehen soll. Es schien alles auf dem Spiel zu stehen. Bleibt sie hier bei ihrem Freund? Will sie in die weite Welt reisen?
Die Tränen flossen und flossen.
Ich gab ihr Zeit. Ganz langsam kam sie dann zur Ruhe.
Sie schwieg und atmete und ich mit ihr.
Dann sagte sie zu mir: ich will einfach zur Ruhe kommen, ich will endlich ankommen, und ich habe keine Ahnung wie…
Ist das normal? Ich kenne das nicht und ich habe erst recht keine Ahnung was ich tun soll.
Das Bedürfnis nach eine Pause – ist das normal?
Diese Leere, das nicht-weiter-wissen, ist eine Reaktion, die du vielleicht auch schon erlebt hast. Wie so viele andere auch. Es gibt diese Situation manchmal aus dem Job heraus, manchmal aus der Familie und manchmal einfach dann, wenn schwierige Zeiten sind und wir Ereignisse verarbeiten wollen. Wenn die Belastung zu groß wird.
Das ist nicht verkehrt und auch nicht abnormal.
Aber es ist äußerst schwierig, dieses Nicht-Gefühl, dieses sich-nicht-auskennen, auszuhalten.
Man selbst kann dies nur schwer aushalten und vom Umfeld brauch ich gar nicht erst zu reden. Vor allem nach Streit- oder Krisensituationen warten alle auf eine Reaktion. Irgend etwas.
Wir sind es ja auch gewohnt, dauernd schnelle Entscheidungen zu treffen und auf alles eine Antwort zu haben. Wir wissen doch schon gar nicht mehr, was eine Pause ist. Wie eine Pause sich anfühlt.
Ich möchte dir für diese Zeit eine Frage zur Seite stellen. Ich selbst stelle sie oft in meiner Arbeit:
Was bräuchtest du denn jetzt? Jetzt im Moment?
Vielleicht ist die Antwort: ich brauche eine Pause. Und auch das ist völlig normal und in Ordnung.
Diese Frage ist manchmal aber auch nicht zu beantworten. Man weiß einfach nicht, was man braucht. Und auch das ist okay. Es ist wie es ist.
Die Pause als Freund und Helfer
Weißt du was? Dieses Nicht-Wissen ist etwas Gutes! Es ist dein Freund und Helfer. Diese Leere kann Schutz und Pause sein und gleichzeitig eine Chance. Eine Chance für neue Gefühle, die dann irgendwann wieder kommen werden. Also lass dir einfach Zeit.
Spür in dich hinein.
Lass dich nicht drängen oder verunsichern, weil andere gerade glauben, eine Antwort haben zu müssen.
Immer Vollgas, höher, schneller, weiter
Viele von uns, du vielleicht auch, sind ja ohne Pause groß geworden. Wir haben gelernt, dass Pausen nicht gewünscht und nur von Nachteil sind. Man muss schnell seine Ausbildung absolvieren, man muss hart arbeiten für sein Geld und für eine Anerkennung. Eine Karriere? Na, die ist nur möglich mit einer 1a-Ausbildung, möglichst einem oder gar mehreren Auslandsaufenthalten und extravaganten Hobbys oder aufopfernden Vereinstätigkeiten.
Immer mehr Informationen strömen sekündlich auf uns ein und sind dank Smartphone und Co auch immer gleich präsent. Alleine während ich diesen Beitrag schreibe, sind unzählige Mails und Nachrichten bei mir eingetroffen. Bei dir sicherlich auch, während du diesen Beitrag liest.
Es gibt eine Erwartungshaltung in unserer Gesellschaft, dass man immer sofort eine Reaktion bekommt. Eine Lesebestätigung oder gar eine Antwort. Und wenn diese nicht innerhalb von ein paar Minuten oder spätestens Stunden kommt, wird nachgehakt, nachgefragt, nochmal eine Info gesendet.
Schau dich um, beobachte dich selbst. Wie viele von uns sitzen mit Smartphone „bewaffnet“ beim Essen oder beim Spielen mit den Kindern? Beim Abendessen mit Partner oder Freunden? Hier schnell noch etwas auf Facebook oder Twitter posten, die Mails checken oder noch schnell eine SMS senden.
Pausen? Langeweile? Das gibt es alles schon längst nicht mehr.
Genieße deine Pausen
Und wenn es dann einfach zu viel wird, dann kommt es: das Bedürfnis nach einer Pause.
Und man wundert sich und fragt sich: wieso trifft es mich? Man schielt nach links und rechts und fragt sich: ist das ok? Bin ich normal?
Ich sage: JA!
All die Fragezeichen, all die Leere, all das nicht-weiter-wissen sind Reaktionen, die sein dürfen. Gib diesem Impuls nach, übergehe ihn nicht. Schau Löcher in die Luft, ruh dich aus.
Wenn es möglich ist, nimm dir Auszeiten. Einen ausgedehnten Spaziergang, einen Abend für dich oder sogar ein Wochenende allein. Nutze, was dir möglich ist und gehe ganz bewusst und behutsam in dieses Gefühl, was du gerade hast. Sei dir deiner Ambivalenz bewusst: ich sollte… und ich will aber nicht…
Lass es zu und ganz egal, wie lange es dauert, es wird sich verändern. Etwas (vielleicht Neues) wird sich bemerkbar machen und du wirst es einfach wissen. Du wirst ein Bedürfnis wahrnehmen und es wird sich klären. Vielleicht ist dies ein Impuls, wie bei meinen Kundinnen, für ein klärendes Gespräch mit jemandem. Vielleicht ist es ein ganz anderer Impuls. Was auch immer da kommt, es ist dein Bedürfnis, lass es zu.
Sei geduldig mit dir selbst, verurteile dich nicht gleich dafür, dass du dieses Bedürfnis nach einer Pause hast. Gib dir Zeit und Raum, wie du es ja auch deiner besten Freundin oder deinem besten Freund raten würdest.
Pausen sind nicht nur OK, sondern sie sind wundervoll und eine tolle Möglichkeit.
Eine Möglichkeit, zu erkennen, dass du dir selbst wichtig bist. Eine Möglichkeit, etwas Neues wachsen zu lassen, was zu DIR passt!
Live the life you love!
Deine Katja
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Hallo Katja,
danke für den großartigen Artikel. Das was du beschreibst, kenne ich auch sehr gut – von mir selbst und von vielen Frauen in meinem Umfeld.
Ich musste spontan an einen befreundeten Bodybuilder denken. Er hat mir immer wieder erzählt, dass er nicht jeden Tag trainieren darf. Warum? Weil die Muskeln nur in den Ruhephasen wachsen.
Das habe ich mir als Bild gemerkt. Meine Pausen sind wichtig. Denn nur dann kann ich das Erlebte verarbeiten und daran wachsen. Es geht also nicht darum, dass ich mir Pausen gönen **darf**, sondern sogar gönnen **muss**, wenn ich in irgend einer Form weiter kommen will.
Dein Artikel hat mich super daran erinnert. Vielen Dank!
Sonnige Grüße aus Hamburg
-Astrid