Kann man heutzutage überhaupt eine gute Mutter sein?
Vor Kurzem hatte ich ein interessantes Gespräch über das Mutter werden.
Eine Kundin von mir hat mir freudetrunken erzählt, dass sei schwanger ist und sich so sehr freut. Sie strahlte vor Glück, freudiger Erwartung und Liebe. Gleichzeitig hatte sie so viel Angst und Zweifel, eine gute Mutter zu werden.
Da wurden Erinnerungen wach. Der Moment, als ich herausgefunden habe, dass ich schwanger bin, war genau so. Glücklich, voller Liebe, stolz. Ich hatte das Muttersein als eine reine Freude im Kopf. Zugegeben, ich habe mir davor nicht all zu viele Gedanken darüber gemacht. Ich hatte keine Freunde oder Verwandte mit Kindern und daher bin ich einfach davon ausgegangen, wie toll das alles werden wird. Aber ja, auch ich hatte diese leisen Zweifel. Die Frage, ob ich wohl eine gute Mutter sein werde? Werde ich meine Kinder mögen? Alles richtig machen?
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Meine schwangere Kundin Nicole hatte viele Fragen und Unsicherheiten:
- Was soll sie sich alles anschaffen für die Erstausstattung?
- Wie ist das mit dem Stillen? Wie lange macht man das?
- Was darf man in der Schwangerschaft alles essen und trinken und was nicht?
- Lohnt sich das mit dem Babyschwimmen?
- Wie lange soll ich zuhause bleiben mit meinem Baby?
- Wie macht man das alles, als „gute“ Mutter?
- …
Ich bin mir sicher, du kennst all diese Fragen auch, oder? Über alles macht man sich viele, ja, wirklich sehr viele Gedanken und es ist schwer, die richtigen Antworten zu finden.
Ab jetzt wirst du alles falsch machen
Ich habe Nicole damals auf all ihre Fragen eine einzige Antwort gegeben.
Ich habe ihr gesagt: „Weißt du, Nicole, ich weiß, du hast all diese Fragen und Unsicherheiten. Ich hatte sie auch. Ich muss dir leider sagen: Ab jetzt wirst du alles falsch machen.“
Ich erinnere mich gut an ihren ungläubigen Gesichtsausdruck. Sie wusste nicht recht, ob ich sie auf den Arm nehme oder schon etwas verrückt geworden bin.
Sie frage mich nur leise und stockend: „Äh… was meinst du damit?“
Ich habe ihr dann über meine Erfahrungen berichtet. Meine Erfahrungen sowohl als Schwangere, als auch mit meinem zuckersüßen, zu früh gekommenen, zerbrechlichen Sohnemann im Arm und im Grunde bis heute. Wie es ist, mit zwei großartigen, lieben und anstrengenden Kindern, die bald schon 4 und 6 Jahre alt sind. Begleitet mit all diesen vielen Fragen, Selbstzweifeln und Unsicherheiten, ob man eine gute Mutter ist?
Man macht alles falsch. Stimmt doch, oder?
Es beginnt mit der Ernährung in der Schwangerschaft. Auf was man da alles achten muss. Was da alles schief gehen kann.
Und wenn das Kind dann erst einmal da ist, die Fragen:
Windeln ja oder nein?
Stillen ja oder nein? Und wie lange?
Wenn man dann umsteigt auf Brei – mein Gott, wie viele Fallen es da gibt…
Und bitte immer daran denken, das Kind auch ja gut genug zu fördern. Und bitte nur mit den richtigen Spielsachen. Die hochwertig sind und pädagogisch korrekt.
Außerdem achte immer darauf, dein Baby nicht zu vernachlässigen.
Später dann die ungläubigen Blicke:
„Was? Deiner hat sich noch immer nicht auf den Bauch gedreht?“
„Echt, er kann noch nicht gehen?“
„Was? Du gehst nicht ins Babyschwimmen?“
„Naja, also meiner geht schon in die musikalische Früherziehung.“
„Aha, du kaufst DA deine Kleidung? Nein, also ich hab da einen Bericht gelesen, wie schädlich das Zeug ist. Da würde ich nicht mehr einkaufen.“
…
Die Stimmen von außen und die Stimmen von innen
Das ist nur ein Auszug aus den Stimmen, die von außen auf einen einströmen. Egal wen du fragst, du hast immer das Gefühl, du machst etwas falsch. Als wärst du ein Trottel, der nun einmal nicht gecheckt hat, wie das mit dem Mutter sein so wirklich gut geht.
All die Diskussionen, Blicke der anderen Müttern (ja, auch manchmal die eigenen) über die so wichtigen Fragen.
Und weil es mit den äußeren Stimmen ja nicht schon anstrengend genug ist, fangen deine eigenen Gedanken ja auch ständig an, zu kreisen.
Immer die Selbstzweifel, ob man das jetzt richtig entschieden hat?
Hätte man es doch lieber so und so lösen sollen?
Welche Schäden wird mein Kind davon tragen, weil ich mich falsch entschieden habe?
Und die andere Mutter in der Kindergruppe – wie die mich wieder angeguckt hat.
Gestern, ja gestern erst, habe ich mal wieder total falsch reagiert, mein Kind zu laut angebrüllt.
Zu wenig Zeit mit ihm verbracht, usw.
…
Ich glaube, wenn du Mama bist, weißt du nur allzu gut, welche Stimmen ich meine, oder?
Warum kämpfen wir Mütter?
Es scheint wirklich so zu sein, dass wir Mütter in den Kampf ziehen, sobald wir Mutter werden.
Ein Kampf, bei dem niemand gewinnen kann.
Ein Kampf, der uns so viel Kraft kostet.
Ein Kampf, der uns klein macht, bei dem wir nur verlieren können.
Ein Kampf, der nicht nur die Anderen, sondern auch uns selbst verletzt.
Ständig im Vergleich mit den Anderen. Immer dieses Getuschel darüber, was die Andere mal wieder falsch gemacht hat, oder welch seltsame Einstellung sie hat.
Ständig das Gefühl, zu Versagen, die Angst, keine gute Mutter zu sein.
Der Frust, keine Frau mehr zu sein.
Die Sehnsucht nach dem alten, sorglosen, leichten Leben vor dem Kind.
Und all das wäre überhaupt nicht notwendig. Denn weißt du was?
Du wirst einfach eine gute Mutter sein.
Du bist eine gute Mutter
Eine Mutter, die jeden Tag alles gibt, was ihr möglich ist. Weil das etwas ist, was man auch bekommt, wenn man Mutter wird. Eine unglaubliche Fülle von Fürsorge, Liebe und Weichheit.
Vertraue dir selbst. Hör immer auf dein Bauchgefühl, deine innere Weisheit.
Sei dir bewusst, was dir selbst wichtig ist. Was ist es, das du deinen Kindern mitgeben möchtest?
Welche Erfahrungen möchtest du als Mutter machen?
Wie soll deine Zukunft aussehen? Du möchtest wieder arbeiten? Oder lieber eine zeitlang mit den Kindern zuhause bleiben? Egal, wie du dich entscheidest, es wird richtig sein.
Es wird richtig sein, weil du es nach bestem Wissen und Gewissen entschieden hast.
Vor allem aber: sei dir bewusst, dass du eine gute Mutter bist. Eine tolle Frau.
Eine Frau, die auch mal durch schwere Zeiten geht. Denn das gehört auch zum Mutter sein dazu.
Eine Frau, die mit ihren Kräften kämpft und müde sein wird. Die an manchen Tagen keine Nerven mehr haben wird. Die mit Müdigkeit und Erschöpfung kämpfen wird.
Dein Haushalt wird vermutlich nicht immer tip top sein und ja, manchmal werden sich die Wäscheberge türmen.
Du wirst dir immer wieder jemanden wünschen, der dir die richtigen Antworten auf deine Fragen gibt. Und du wirst sie alle selbst finden.
Das geht uns Müttern allen so – Was kannst du tun?
Sieh dich um. Sieh den anderen Müttern in die Augen und du erkennst, das es wahr ist.
Und bitte, verurteile andere Mütter nicht für ihre Entscheidungen. Du weißt, es ist nicht leicht, immer die richtige Wahl zu treffen und sich „richtig“ zu verhalten.
Sei dir selbst eine gute Freundin. Eine Freundin, die Verständnis hat, wenn du mal alles hinschmeißen möchtest.
Eine Freundin die geduldig ist, denn es kostet Zeit, sich mit all diesen vielen neuen Rollen zurecht zu finden.
Eine Freundin, die verzeihen kann, wenn einmal Fehler passieren. Denn ja, die passieren uns allen hier und da.
Es wird viele Herausforderungen geben und du wirst sie alle meistern.
Du wirst jeden Tag alles geben, was dir möglich sein wird.
Du wirst dich darum sorgen, dass es deinen Lieben gut geht.
Sorge dich also auch immer gut um dich selbst.
Halte immer wieder inne und sei dir bewusst, dass auch du einzigartig bist. Einfach durch dein Sein. Mit all deinen Ecken und Kanten. Mit all dieser nie enden wollenden Liebe, die du nicht nur anderen, sondern vor allem auch dir selbst geben darfst.
Liebe Nicole, liebe (werdende) Mutter da draußen:
[easy-tweet tweet=“Du bist eine großartige Mutter! Denk immer daran.“ via=“no“ usehashtags=“no“]
Deine Katja
Live the life you love!
Danke, Katja! Du hast bei mir gerade mal wieder einen Nerv getroffen. Sitze hier mit einem Kloß im Hals… :‘-)